Fetchenhauer-Vorlesung kritsch begleiten, Mo 20.11.2017, 16h Aula 1

Datum: 
Montag, 20. November 2017 - 16:00
Ort: 
siehe text
Kategorie: 

Das AF*L*RK unterstützt (daher) den unten stehenden Aufruf und bittet um zahlreiches erscheinen.

Der offene Brief von dem die Rede ist, findet sich zum nachlesen unter dem Aufruf.

Liebe Hochschulgruppen und Referate,

Ich bin Studentin im Fach SoWi an der WiSo Fakultät und belege dieses Semester die Veranstaltung "Einführung in die Psychologie" bei Prof. Fetchenhauer. Mit einigen Gruppen war ich deshalb auch schon im Kontakt. Im Anhang schicke ich einen Brief mit, der vor zwei Jahren schon einmal von AF*LR SDS und Campusgruen wegen ihm veröffentlicht wurde. Ich nehme die Inhalte regelmäßig als sexistisch und stigmatisierend gegenüber bestimmten Gruppen wahr. Geschlechtliche Rollenaufteilungen und Stereotype und die Stärke des "am besten Angepassten" werden durch die Evolutionspsychologie immer wieder reproduziert und biopsychologisch "begründet" wobei sich die Dozenten in einer neutralen und allwissenden Position sehen. Ich persönlich sehe auch durch die Lektüre des Lehrbuches eine sozialdarwinistische Ideologie hinter den Inhalten.

Die nächste (Doppel-)Vorlesung am Montag wird sich erst mit dem Thema "Können Männer wirklich nicht zuhören? -Der Einfluss von Geschlecht auf die Psyche" und dann in der zweiten Hälfte mit "Indianer und Chinesen- der Einfluss von Kluturen auf die Psyche" beschäftigen. Wer sich noch genauer vorher mit den Inhalten beschäftigen möchte lese Kapitel 9 und 10 in "Psychologie" von Detlef Fetchenhauer (Vahlenverlag).

Ich fände es cool, wenn die Inhalte am Montag nicht einfach so stehengelassen würden (wie es ansonsten in der Vorlesung leider oft geschieht) sondern sich möglichst viele von EUCH mit vorne reinsetzen würden und die Vorlesung an kritischen Punkten unterbrochen wird (mit Zwischenfragen /Rufen, Trillerpfeiffen...)!!
Dabei bin ich nicht dafür im Vorhinein den Raum zu besetzen oder ähnliches sondern durch Unterbrechungen in der VL auch die anderen Studierenden Aufmerksam zu machen auf die Inhalte, die eigentlich fragwürdig sind.

Bis jetzt ist es leider so, dass ich von den Mitstudierenden her noch niemanden finden konnte, die*der ebenfalls ein relativ größeres Problem mit dem Gesagten hat.

Deshalb an euch dieser Aufruf!

Bitte kommt und unterstützt mich am Montag, 20.11., 16 Uhr in Aula 1.

Liebe Grüße

Beschwerde an das Dekanat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WISO)

Sehr geehrter Prof. Dr. Werner Mellis,

Wir schreiben Ihnen als gewählte studentische Gleichstellungsbeauftragte, das Autonome Frauen- und Lesbenreferat, den Hochschulgruppen campus:grün und dieLinke.sds, sowie betroffenen Studierenden. Wir möchten an dieser Stelle eine Beschwerde gegen die Lehrmethoden einiger Lehrbeauftragter des Instituts für Soziologie und Sozialpsychologie äußern. Wir berufen uns hierbei auf die Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung an der Universität zu Köln. Die angebotenen Veranstaltungen sind nahezu alle von einer evolutionspsychologischen Perspektive durchzogen und lassen daher in ihren Erklärungsversuchen keine große Vielfalt erkennen. Wir wollen in diesem Brief aber nicht die durchaus fragwürdige Ausrichtung der Wirtschafts-und Sozialpsychologie auf ihre spätere Verwertbarkeit in der Wirtschaft kritisieren, sondern vor allem auf die Rückständigkeit der zum Teil getroffenen Aussagen der Dozierenden eingehen. Über die Fachrichtung Evolutionspsychologie lässt sich auf einer inhaltlichen Ebene sicherlich streiten. Da wir uns der verschiedenen Ansichten durchaus bewusst sind, möchten wir in diesem Brief explizit auf die Art und Weise der Präsentation und den Umgang mit den genannten Inhalten eingehen. Einige der Lehrveranstaltungen sind durchzogen von sexistischen, rassistischen und homophoben „Späßen", Vorstellungen und nicht wissenschaftlichen Anekdoten, die ein reaktionäres Weltbild widerspiegeln, besonders zu nennen sind hierbei „Einführung in die Sozialpsychologie" und „Evolutionäre Erklärung menschlichen Verhaltens". Es werden Stereotype bekräftigt und veraltete Rollenbilder transportiert. Die Selbstmordtendenz von Homosexuellen auf die „Nicht-Fortpflanzungsfähigkeit" zu beziehen, anstatt soziale Gesellschaftsformen, Diskriminierungen im Alltag und die fehlende Akzeptanz von Homosexualität zu betrachten – geschweige denn kurz einmal zu erwähnen – ist nicht nur verkürzt, sondern ganz nebenbei auch nicht zeitgemäß. Daraus auch noch einen Witz zu formulieren, mag für einige lustig sein, für Betroffene in dieser Vorlesung ist es nicht nur eine weitere Diskriminierungserfahrung, sondern eine Entwertung ihres eigenen Lebens. Da ein großes Standbein der Evolutionspsychologie die Beziehung zwischen Mann und Frau darstellt und deshalb ständig auf heteronormative Beispiele zurückgegriffen wird, ist eine Sache. Doch die Unreflektiertheit, die dabei vor allem in den oben genannten Veranstaltungen zutage kommt, lässt von einer gelebten Gleichstellung an der Universität zu Köln wenig erkennen. Wenn wieder einmal die Sprache auf die Frau kommt, die ihren Partner lediglich nach den finanziellen Ressourcen aussucht oder der Mann rein evolutionsbiologisch dazu bestimmt ist so viele „Weibchen" wie möglich zu begatten, dann könnte doch wenigstens an solchen Stellen ein kleiner Hinweis auf eine soziale Evolution stattfinden. Soziale Entwicklungen finden keinerlei Berücksichtigung, im Gegensatz dazu wird sich über feministisches Verhalten empört und Gleichstellung belächelt. Beim Thema „Vergewaltigung" werden feministische Diskurse und Errungenschaften ins Lächerliche gezogen. Aussagen von Herrn Prof. Dr. Fetchenhauer, in denen er die „Unschuld der Frauen vergewaltigt zu werden" betont, werden nahezu ad absurdum geführt, wenn sich der Ratschlag anschließt : „[Frauen sollten] eine nüchterne Freundin mit in die Disko nehmen, die auf sie aufpasst, und es ablehnen, wenn Männer anbieten, sie nach Hause zu fahren." Weiterhin geht er davon aus, dass „Studien zufolge es außerdem so sei, dass Frauen, die weniger Kleidung trügen, öfter Opfer von sexueller Belästigung/Vergewaltigung würden. Das sei auf die Theorie von "hot state" vs. "cold state" zurück zu führen, denn wenn sich Männer erstmal im "hot state" befänden, seien sie ohnehin ihren Trieben ausgeliefert." Wie sollte das anders zu verstehen sein, als dass die Vorbeugung von Vergewaltigungen allein in Hand der Frauen liegt? Durch solche vorurteilsgeladenen Aussagen werden bestehende Machtverhältnisse weiter reproduziert und bestätigt. Wir stellen uns die Frage, was für ein Frauenbild an Kölner Studierende hier weitergetragen wird. Sicherlich keines, welches nach der Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung gefördert und gewünscht ist. Die Richtlinie behandelt unter anderem genau diese Vorwürfe und missbilligt ein solches Verhalten aufs Schärfste. Wir berufen uns auf diese und fordern sofortige Konsequenzen für die genannten Lehrstühle und Lehrpersonen. Wir bitten um eine zeitnahe Rückmeldung, mit freundlichen Grüßen Studentisch gewählte Gleichstellungsbeauftragte Das Autonome Frauen- und Lesbenreferat Köln Die Hochschulgruppe campus:grün Die Hochschulgruppe dieLinke.sds