hier nochmal ein kleiner Bericht von Bord der Sesa-Watch 3, die sich zu dieser Stunde durch 3 Meter hohe Wellen kämpft. Uns geht es trotz allem gut, wir tun hier das Richtige, und das Schiff ist für schweres Wetter gebaut. Also macht euch bitte bloß keine Sorgen!

'Eine kleine Demo oder sonstwie geartete Spontiaktion in Kölle würde uns natürlich sehr freuen ;)

Gerne könnt ihr diese Mail oder den gleichlautenden Facebook-Post (https://www.facebook.com/thomas.theke/posts/1232280476947889) weiterleiten.

Viele Grüße aus der Schiffsschaukel

Thomas

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Tag 12 mit 32 aus Seenot Geretteten an Bord der Sea-Watch 3 neigt sich dem Ende zu, und das neue Jahr fängt genau so beschissen an wie das alte aufgehört hat.
Noch immer ist kein Ende unserer unhaltbaren Situation in Sicht, nach wie vor ist es uns untersagt einen sicheren Hafen anzulaufen, in dem 32 geflüchtete Menschen und unsere mittlerweile recht ausgezehrte Crew endlich sicheren Boden betreten könnten.
In der Neujahrsnacht sind die Wellen bis hoch auf die Brücke geklatscht, an Schlaf war nicht zu denken und unsere Gäste, auf engstem Raum im sicheren Schiffsinneren zusammengequetscht, haben sich die Seele aus dem Leib gekotzt. Auf jeden Fall ein Silvester das ich nicht so schnell vergessen werde.
Der heutige Morgen war etwas ruhiger und wir hatten die Möglichkeit, hier ein wenig klar Schiff zu machen, doch heute Nachmittag sind dunkle Regenwolken aufgezogen, für die anstehende Nacht und morgen erwarten wir das Zentrum der Schlechtwetterfront mit Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h und entsprechenden Wellen. Unsere Frischwasservorräte werden immer überschaubarer, Obst und Gemüse gibt es nur noch aus Konserven.
Die einzig gute Nachricht: Wir haben noch genug Kotztüten an Bord!
Damit niemand am Ende sagen kann, von Nichts etwas gewusst zu haben, wurden die Zustände an Bord durch unsere Medics in einem Bericht zusammengefasst und veröffentlicht: https://www.facebook.com/seawatchprojekt/posts/2177792169105519.
12 Tage von Europa hängen gelassen, das ist ein neuer Rekord im erbitterten Kampf gegen die privaten SeenotretterInnen, welche sich trotz Kriminalisierung und willkürlichen Repressalien immer noch weigern, Menschen an Europas tödlichster Grenze ersaufen zu lassen – herzlichen Glückwunsch, Europa, läuft bei dir!
Seit nunmehr einem halben Jahr hat Italiens rechte Regierung völkerrechtswidrig ihre Häfen für aus Seenot gerettet Menschen ohne europäischen Pass geschlossen. Ein halbes Jahr also, in dem Europas Herrschende es versäumt haben zu überlegen, wie es weitergeht mit der Aufnahme aus Seenot geretteter Menschen.
Stattdessen wurde lieber mit allen Tricks und Finessen versucht, uns vom zentralen Mittelmeer fernzuhalten. Schiffe wurden rechtswidrig am Auslaufen gehindert, Flaggenstaaten unter Druck gesetzt und fadenscheinige Ermittlungen, z.B. wegen „illegaler Müllentsorgung“ eingeleitet; unserem Suchflugzeug Moonbird wurde die ohne Begründung die Fluggenehmigung verweigert.
Das hat zwar dazu geführt, dass alleine im Juni und im Juli, als die zivile Rettungsflotte lahmgelegt war, über 1000 Menschen im zentralen Mittelmeer den Tod gefunden haben, aber der ganz offensichtlich gewünschte Abschreckungseffekt bleibt aus. Die Menschen lassen sich nicht davon abschrecken und versuchen weiterhin, in nicht seetüchtigen Schrottbooten dem Elend zu entfliehen und werden dies auch weiterhin tun.
Da hilft es auch nicht, wild zusammengewürfelte libysche Milizen mit hunderten Millionen europäischer Steuergeldern zu überschütten und den Haufen dann „Küstenwache“ zu nennen (Eine interessante Analyse deren „Arbeit“ gibt es in der NY Times: https://www.nytimes.com/…/europe-migrant-crisis-mediterrane…).

Durch massiven öffentlichen Druck, Demonstrationen von zehntausenden Menschen in vielen europäischen Städten, solidarischen SpenderInnen und dem unermüdlichen Einsatz hunderter Freiwilliger ist die zivile Flotte jetzt wieder eingeschränkt einsatzfähig.
Die Sea-Watch 3 wurde aus maltesischer Geiselhaft entlassen, Proactiva Open Arms ist wieder im Einsatz, unsere italienischen FreundInnen von Mediterranea haben in Kooperation mit Sea-Watch die Mare Jonio an den Start gebracht, sea-eye hat seit letzter Woche das neue Schiff Professor Albrecht Penck im Einsatz und befindet sich mit 17 vor einigen Tagen Geretteten in der gleichen Situation wie wir. LIFELINE, Civilfleet und PROEM - AID stehen in den Startlöchern, und SOS MEDITERRANEE med sucht gemeinsam mit Doctors Without Borders/ Médecins Sans Frontières (MSF) auf Hochtouren nach einem neuen Schiff, nachdem der Einsatz Aquarius nach zahlreichen Repressionen eingestellt werden musste. Die ZEIT hat zu der Lage der NGOs eine umfangreiche Bestandsaufnahme veröffentlicht. Wer ist/war eigentlich welchen Repressionen ausgesetzt, um was für Schiffe mit welchen Zulassungen handelt es sich genau, wo sind die eigentlich gerade und warum? Mit vielen weiterführenden Links am Ende:https://www.zeit.de/…/flucht-mittelmeer-zivile-seenotrettun…
Unser Moonbird und Colibiri von Pilotes Volontaires haben eine neue Flugbasis gefunden und sind wieder in der Luft – was dringend notwendig ist, da staatliche Organe ein Boot in Seenot offensichtliuch lieber kentern lassen als uns darüber zu informieren.
Und was macht Europa? Sie lassen uns hängen!
Wer mit Geflüchteten an Bord wochenlang nach einem sicheren Hafen sucht und vor schlechtem Wetter flieht, kann seiner eigentlichen Arbeit, der Seenotrettung, nicht nachgehen.
Diese perverse Logik ist an Zynismus und Ekelhaftigkeit nicht zu überbieten. Das Sterben auf dem Mittelmeer wird nicht nur kalticht nur kaltblütig in Kauf genommen - es ist politisch gewollt und wird mit allen Mitteln forciert!
Lasst uns dem gemeinsam entgegentreten!
Unterstützt unsere Arbeit, teilt unsere Erlebnisse, fordert die Politik und geht auf die Straße!
Unsere FreundInnen von der Seebrücke - Schafft sichere Häfen sind gerade dabei, Demonstrationen für die nächsten Tage zu organisieren.
Steht auf, schließt euch an, organisiert selber etwas, und drückt uns und unseren Gästen vor Allem die Daumen für die kommende Nacht und den morgigen Tag!

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➡️Sea-Watch Supporters Shop: https://shop.sea-watch.org/

#TogetherForRescue
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#MenschenrechteKeineKompromisse