Transpride Cologne 13-15 September

Datum: 
Freitag, 13. September 2019 - 10:15
Kategorie: 

Trans Pride 2019
Auflehnen statt Anpassen – nicht erst seit Stonewall

Tu Dir was Gutes — Wehr Dich!

Vom 13. bis 15. September findet dieses Jahr zum zweiten Mal die Trans Pride Cologne statt. Dieses Jahr tragen wir das Motto „Auflehnen statt Anpassen – nicht erst seit Stonewall“. Denn Pride ist mehr als eine Party und wir wollen trans und inter* Menschen zusammenbringen, gemeinsam feiern, und uns vor allem empowern. Wir wollen gemeinsam eine Welt schaffen, in der trans Menschen nicht nur sichtbar, sondern auch selbstbestimmt leben.

Dieses Jahr, 2019, ist es 50 Jahre her, dass es bei einer Polizei-Razzia in einer Kneipe mit dem Namen „Stonewall Inn“ zu Ausschreitungen kam. Genauer gesagt, die Besucher*innen der Kneipe in der New Yorker Christopher Street, die übrigens keine Schankerlaubnis besaß, wehrten sich gegen die Polizei. Dies war der legendäre Beginn der Gay-Pride-Bewegung. Der Startschuss für die Befreiung der Homosexuellen. Und jetzt 50 Jahre später, scheint es, als wäre eigentlich fast alles erreicht und fast alles überwunden, was damals mit Wut und Widerstand begegnet worden ist.

Dabei ist es egal, ob Marsha P. Johnson, eine schwarze trans Frau, das erste Shot-Glas durch einen Spiegel warf oder ob Stormé DeLarverie, Dragking und Butch mit schwarzer Mutter, sich gegen die sie verhaftenden Polizisten wehrte und die umstehende Menge aufforderte, etwas zu tun als sie ins Polizeiauto geschoben werden sollte.
Wichtig ist, dass Menschen die Schikanen und Ungerechtigkeit nicht mehr hinnahmen. Dass sie sich wehrten. Stonewall war nicht nur ein „Riot“ — es war eine Rebellion, ein Aufstand, ein ziviler Ungehorsam für Bürgerrechte.

Doch auch vor Stonewall wehrten sich LGBTIQ* gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Schon 1966 in Los Angeles bei der Compton’s Cafeteria Riot haben trans Sexarbeiterinnen gegen Ausgrenzung aufbegehrt und in der ganzen Geschichte finden sich immer trans Menschen, die allein durch ihr öffentliches Auftreten den heteronormativen Einschränkungen getrotzt haben.
Doch genau darum geht es im Kern der Homo- und Transphoben Ideologie: Es wird eine vermeintlich wissenschaftliche Einteilung in zwei sich gegenseitig ausschließende Geschlechter konstruiert und diesen Geschlechtern dann unterschiedliche Eigenschaften, Verhaltensweisen und sogar Fähigkeiten zugeschrieben.
Queere Menschen insbesondere trans* und inter* Menschen waren Zielscheibe der patriarchalen Vorstellungen, die von einem verkürzten Wissenschaftsbild des 18. und 19. Jahrhunderts genährt wurden. Das selbe Weltbild, dass zu Schädelvermessern und Rassentheorien führte. Wer von der vorgegebenen Geschlechterrolle abgewichen ist, galt gleich als Homosexuell; wer Homosexuell war, übernam damit auch immer die Rolle des „anderen“ Geschlechts.
Wenn es jetzt Menschen gibt, die dann tatsächlich ihr zugewiesenes „biologisches“ Geschlecht anzweifeln und nicht (nur) die erwartete Rolle oder (nur) die „passende“ sexuelle Orientierung, dann bricht das ganze patriarchale, ordentlich aufgeteilte Weltbild zusammen.

Dabei existierten inter* und trans Menschen schon seit Anbeginn der Zeitrechnung. Doch gerade weil das nicht in das Weltbild der patriarchalen Gesellschaft passte, wurden und werden wir unsichtbar gemacht. Noch immer werden jährlich über 2000 inter* Kleinkinder an den Genitalien zur Anpassung an bestehende Geschlechternormen operiert. trans Menschen gelten in der deutschen Rechtspraxis immer noch als psychisch gestört. Ja, die WHO hat zwar Trans* aus der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen, doch noch gilt die alte Version des Krankheiten-Kataloges. Und für die neue Kategorie, in der Trans* dann stehen wird und die für Trans* sogar extra geschaffen worden ist, haben sich schon mal vorsorglich die deutschen Psycholog*innen und Sexolog*innen zuständig erklärt. Also genau die Verbände, die jahrzehntelang an der Psychopathologisierung von trans Menschen beteiligt und auch für diese verantwortlich waren.

Doch was passierte nach Stonewall? Die „Schwulenbewegung“ bekam endlich Aufmerksamkeit und wurde mit ihren Anliegen gehört. Doch schon sehr bald kam dann der Verrat. Schon 1973 durften „Transvestiten“ und Dragqueens nicht mehr beim Pride March mitmachen. Die GAA, die Gay Activists Alliance, schloss trans Menschen explizit aus. Die Begründung war einfach: Es sei nicht vermittelbar und werfe ein schlechten Licht auf die „Schwulenbewegung“.
In lesbischen und feministischen Kreisen wurde Feminismus trans*exklusiv definiert. Mensch übersah geflissentlich, dass sich biologistische Argumentation zu eigen gemacht und damit die patriarchale Konstruktion von Geschlechtlichkeit repetiert wurde.
In der Folge wurden trans Menschen für die nächsten 40 Jahre der Pathologisierung und Marginalinsierung überlassen.
Erst in den letzten Jahren konnten einige Fortschritte errungen werden, was dem unermüdlichen Einsatz einiger Aktivist*innen, erkämpften Gerichtsurteilen und auch der Solidarität und Unterstützung durch schwule und lesbischen Verbündete zu verdanken ist.

Sicher, es wurde einiges erreicht. Würden diejenigen, die damals nach der Razzia im Stonewall Inn auf die Straße gegangen sind das heute nicht genauso sehen? Doch gerade diejenigen, die wegen ihrer geschlechtlichen Identität und mehrfach diskriminiert wurden, sähen sich heute noch immer Diskriminierung ausgesetzt. Noch ist eben nicht alles erreicht.
Und diejenigen, die heute trans Menschen ihre Rechte verweigern wollen, wollen das Rad noch weiter zurückdrehen und den Schwulen und Lesben das Erreichte wieder wegnehmen.

Also kämpfen wir miteinander dafür, dass gesellschaftlicher Fortschritt stattfindet und es nicht wieder Rückwärts geht.
Alle profitieren davon, wenn Geschlecht neu gedacht wird: nicht nur trans und inter*, auch homo, bi und sogar hetero und cis Menschen.

Auch in den LGBTIQ* Communities und in den trans Communities ist noch viel zu tun. Es gilt sich zu Sensibilisieren und Solidarität zu leben nicht nur in Widerstand zu Trans-, Homo- und Bi-feindlichkeit auch in Bezug auf Rassismus, Ableismus und jeglicher Form von Diskriminierung.

Hierfür soll die Trans Pride ein Forum sein.

Deshalb findet vom 13. bis 15. September findet in Köln die Trans Pride statt.
Der Samstag wird geprägt von zahlreichen Workshops zu diversen Themen und aus diversen Perspektiven. Abends wird es eine Party geben.
Am Sonntag kommen wir zum Höhepunkt der Trans Pride: der Demonstration durch die Innenstadt. Hier können wir alle gemeinsam so richtig schön laut werden. Im Anschluss folgt ein gemütliches Picknick mit Offener Bühne, auf die sich jede trans und inter* Person gerne stellen darf.
Wir freuen uns auf zahlreiche Besucher*innen.
Die Locations werden in Kürze bekanntgegeben.

Wir fordern:

Einen selbstbestimmten dritten Geschlechtseintrag ohne weitere Hürden
Die Abschaffung des TSG (Transsexuellengesetz)
Das Konsequente Verbot nicht-notwendiger Operationen zur „Normalisierung“ an inter*Kindern vor Einwilligungsfähigkeit
Mehr geschlechtsneutrale Toiletten in öffentlichen Räumen
Aufklärung in allen Schulen, die geschlechtliche Vielfalt mit einschließt (und natürlich auch verschiedene sexuelle Orientierungen)
Uneingeschränkte Kostenübernahme von geschlechtsangleichenden Maßnahmen, unabhängig davon, wie „typisch“ oder binär die eigene, individuelle Transition ist
Die Aufnahme der Geschlechtsidentität ins Antidiskriminierungsgesetz

https://transpridecologne.wordpress.com/

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