29.12.2019: Nazispuk vorm WDR am Kölner Appelhofplatz

Hier ein Bericht von der gestrigen rechtsextremen Kundgebung gegen den
WDR.
Jede sollte sich bewusst machen, dass wir einerseits mit sehr klug
organisierten,schnellen rechtsextremen Mobilisierungen (Shitstorm gegen
den WDR und Eilanmeldung erst kurz vor der Kundgebung), auch zu
scheinbar „albernen“ Anlässen (Angriff auf Omas durch den Text eines
Kinderchors??!!!) rechnen müssen, andererseits ist es höchste Zeit, die
Kunstfreiheit und die öffentlich rechtlichen Medien gegen die rechten
Angriffe zu verteidigen. Besonders bedenklich ist, dass der Intendant in
Windeseile dem rechten Shitstorm nachgegeben hat. Scheinbar ist ihm wie
vielen anderen nicht bewusst, mit welchen Mitteln die Rechtsextremen
arbeiten, um den Anschein einer bedeutenden Äusserung des „Volkswillens“
zu simulieren, was verhindert, der rechtsextremen Strategie wirksam
entgegenzutreten.

Nazispuk vorm WDR am Kölner Appelhofplatz
Am heutigen Sonntag demonstrierten etwa 100 Nazis, teilweise aus dem
militanten Schlägerspektrum vor dem Vierscheibenhaus des Kölner WDRs am
Appelhofplatz.
Anlass war ein Satire-Video vom WDR-Kinderchor in dem aus dem Lied
“Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“, eine Persiflage mit dem Text:
„Oma ist ne´ Umweltsau“ gemacht wurde. Nach der Veröffentlichung brach
auf rechten Seiten ein extremer Shitstorm gegen den WDR los.
WDR-Intendant Buhrow knickte vor dem rechten Shitstorm ein und
distanzierte sich daraufhin umgehend öffentlich von der Satire.
Verschiedene Gruppen aus dem Identitären, sowie PEGIDA und „Patrioten“
Umfeld mobilisierten daraufhin seit Samstagabend zu einer spontanen
Kundgebung vor dem WDR. Der Kurzfristigkeit der Mobilisierung
geschuldet, gelang es nicht organisierten Gegenprotest auf die Beine zu
stellen.
Zu der rechten Kundgebung kamen dann militante Nazis aus Köln,
Düsseldorf und Umgebung. Neben bekannten Kölner Nazis wie Samy Musarie
und Cindy Kettelhut, waren u.a. die IB-nahe Bloggerin „Lisa Licentia“
aus Köln und Kevin Gabbe (Ruhrgebiet) aus dem Umfeld der Neonazigruppe
„Die Rechte“ vor Ort. Auch einige AfD-nahe TeilnehmerInnen waren
anwesend.
Besonders stach ein etwa 20 Leute großer Schlägertrupp der Bruderschaft
Deutschland hervor, der zum überwiegenden Teil aus Düsseldorf stammte.
Diese traten äußerst gewalttätig auf und versuchten mehrmals potentielle
GegendemonstrantInnen anzugreifen. Trotzdem gelang es nach einiger Zeit
etwa 20 Antifaschist*innen lautstarken Protest in unmittelbarer Nähre
der Nazikundgebung zu äußern. Auch direkt in der Kundgebung kam es zu
Protesten.
Die Polizei war anfangs lediglich mit 2 BeamtInnen vor Ort, zog
allerdings nach ersten Auseinandersetzungen stärkere Kräfte zusammen.
Die spontane Mobilisierung eines militanten Nazimobs in der Kölner
Innenstadt zeigt die Notwendigkeit der Vernetzung antifaschistischen
Widerstandes auf.
Ansonsten bot die rechte Kundgebung vorm WDR ein eher grauseliges Bild.
Rechte Blogger*innen und Youtuber*innen traten sich gegenseitig auf die
Füße und während der eine Teil zu dem Lied von Nicole „Ein bisschen
Frieden“ ziemlich albern in der Gegend schunkelte, schauten die
Hoolschläger der Bruderschaft Deutschland grimmig drein, vielleicht auch
weil die Kundgebung völlig unter Ausschluss jeglicher Öffentlichkeit
stattfand. Auf dem menschenleeren Appelhofplatz kein Wunder...