Vom „Judenknax“ zu „Queers for Palestine“ – Antisemitismus in der deutschen Linken seit 1968

Datum: 
Freitag, 3. Juni 2022 - 19:30
Kategorie: 
Veranstalter_in: 
Bündnis gegen Antisemitismus Köln

Podiumsgespräch mit Alex Feuerherdt und Kira Rudolph

Keinesfalls lässt sich pauschal von einem linken Antisemitismus sprechen, der von Marx, über Stalin bis hin zu Butler und Mbembe reiche. Gleichwohl zeigt die Geschichte der Linken insbesondere seit dem Sechstagekrieg nicht nur, wie ein marxistisch-leninistischer oder antiimperialistischer Internationalismus den Zionismus als Feindbild konstruiert und etwa mittels des Vorwurfes, Israel sei ein „künstlicher Nationalstaat“, antisemitische Muster reproduziert werden und sich völkischer Denkweisen bedient. Auch in der Rassismus- und Kolonialismuskritik findet sich Antisemitismus. Aus der Perspektive letzterer wird Israel häufig als rassistischer Staat kritisiert, während die antisemitismuskritische Reflexion des Zionismus und der
Besonderheit des jüdischen Staates als Folge der Shoah ignoriert wird.

Ähnlich der im Antiimperialismus angelegten Tendenz zur Personalisierung lassen sich auch Zusammenhänge zwischen feministischen Argumentationen und antisemitischen Erklärungsmustern ausmachen. Welche theoretische Formationen lassen verschiedene sogenannte feministische Vordenkerinnen wie Judith Butler, Laurie Penny oder Jasbir Puar zu der Schlussfolgerung kommen, das Existenzrecht des einzigen jüdischen Staates sei infrage zu stellen? Warum finden sich Parallelen zu antisemitischen Denkmustern sowie eine fehlende Bereitschaft zur Abgrenzung von antisemitischen Gruppierungen in vielen queerfeministischen Kontexten und Argumentationsweisen?

Im Podiumsgespräch mit Alex Feuerherdt und Kira Rudolph wird, neben einem historischen Abriss der Varianten antisemitischer Argumentationsweisen der politischen Linken seit 1968, den oben aufgeworfenen Fragen nachgegangen werden. Ziel der Veranstaltung soll es nicht sein, die berechtigten Anliegen einer antirassistischen, postkolonialen oder feministischen Kritik zu delegitimieren. Vielmehr sollen in der Theorie begründete Fehlschlüsse diverser linker Strömungen aufgezeigt werden.

Kira Rudolph (Masterabschluss in Sozialwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum (Masterarbeit zum Thema „Konsequenzen des Nicht-Sprechens und Nicht-Hörens – Zur Tabuisierung sexualisierter Gewalt gegen jüdische Frauen in der Shoah und Stigmatisierung von betroffenen Jüdinnen nach 1945“). Zurzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für „Sozialtheorie und Sozialpsychologie“ an der RUB. Forschungsinteressen: Inter-/Transkulturalität, Feminismus und Antisemitismus, sexualisierte Gewalt in der Shoah.

Alex Feuerherdt ist Publizist und Lektor. Er veröffentlicht Texte u.a. auf seinem eigenen Blog »Lizas Welt«, bei MENA Watch und jungle.world. Jüngst veröffentlichte er zusammen mit Florian Markl die Monographien »Vereinte Nationen gegen Israel« (Hentrich & Hentrich 2018) und »Die Israelboykottbewegung« (Hentrich & Hentrich 2020).“

Eine Veranstaltung des Bündnis gegen Antisemitismus Köln in Kooperation mit der antifaschistischen Gruppe CGN und dem AStA der Universität zu Köln.