16.9.23: Pro Choice Bündnis hält Marsch für das Leben auf

Pro Choice Bündnis hält Marsch für das Leben auf
Zivilgesellschaftlicher Protest drängt christlichen Fundamentalismus von der Straße

Am 16. September organisierte das Bündnis Pro Choice Köln erfolgreich überregional mobilisierte Aktionen des zivilgesellschaftlichen Widerstandes gegen den sogenannten Marsch für das Leben. Durch die starke Protestpräsenz wurde der Marsch immer weiter verzögert und musste schließlich abgebrochen werden. Der Marsch für das Leben stellt einen Schulterschluss zwischen den beiden großen Kirchen, christlichen Fundamentalist*innen verschiedenster Couleur und extrem rechten Organisationen dar. So nahmen auch dieses Jahr wieder prominente Mitglieder der beiden großen Kirchen an der Demonstration teil, allerdings auch fundamentalistische Gruppen wie Sundays for Life, rechtsextreme Burschenschafter wie die Bonner Raczeks und Mitglieder der AfD wie zum Beispiel Christer Cremer, Landtagswahlkandidat der AfD für NRW.

Gegen diese Bedrohung für die körperliche, medizinische und sonstige Selbstbestimmung von Frauen*, Trans-Personen konnte das Bündnis Pro Choice Köln insgesamt 3500 Personen zu erfolgreichen Aktionen des zivilgesellschaftlichen Widerstandes im gesamten Stadtbild mobilisieren. Die Besucher*innen der Aktivitäten gegen die rechte Versammlung kamen aus einem breiten Spektrum von feministischen Gruppen, Student*innen, pädagogischen und beratenden Vereinen wie zum Beispiel SoliMed und pro Familia in Action, sowie Aktivist*innen der antifaschistischen und der Klimabewegung. Durch die breite Präsenz in der gesamten Innenstadt und auf der Route der Fundamentalist*innen gelang es, deren Marsch zum Abbruch zu zwingen. Gegen die vielfältigen Blockaden und Proteste hatte der Marsch keine Chance: Nach weniger als 200 Metern und mehreren Stunden Stillstand in der heißen September-Sonne mussten die Abtreibungsgegner*innen wieder zu ihrem Startkundgebungsort am Heumarkt zurück kehren. Doch selbst dieser war zwischenzeitlich von Aktivist*innen besetzt worden. Erst nach erheblicher Polizeigewalt gelang es der mittlerweile zahlenmäßig geschrumpften rechten Demo, wieder den Heumarkt zu betreten. Zum Abschluss des Tages wollte man in der Kölner Minoritenkirche für bessere Zeiten beten, aber auch dieser Plan musste nach weiteren Blockaden der Kirche durch beherzte Aktivist*innen abgebrochen werden.

Luzie Stift, Sprecherin des Pro Choice-Bündnisses, kommentiert die Aktionen mit den folgenden Worten: „Wir freuen uns sehr über unseren heutigen kompletten Erfolg. Dieser ist für die ganze Gesellschaft extrem wichtig. Den Marsch für das Leben aufzuhalten ist keine Frage, die nur Frauen und Menschen mit Geschlechtsidentitäten, die von Konservativen und Rechten nicht anerkannt werden, betrifft. Es ist eine Frage der Freiheit und der Selbstbestimmung, die ALLE Freund*innen von grundlegenden Menschenrechten als zentral anerkennen müssen. Es geht um nicht weniger als die Möglichkeit für Frauen, Transpersonen, homosexuelle Menschen und andere, ihr Leben gesund und in Frieden leben können. Das Bündnis aus konservativen Organisationen mit großem Einfluss in der Gesellschaft wie den Kirchen, und extrem rechten Akteur*innen aller Art, dass den Marsch für das Leben organisiert, stellt grundsätzliche demokratische Rechte all dieser Personengruppen in Frage. Und diese Bedrohung darf nicht unterschätzt werden: Man muss nur auf das Urteil des obersten Gerichtshofes der USA schauen, der am 24.6.2022 das Recht auf Abtreibung kippte. Diese extreme Einschränkung des Rechtes auf Selbstbestimmung und Gesundheit droht Frauen im gegenwärtigen politischen Rechtsruck auch hier. Ein Schulterschluss zwischen konservativen und rechtsextremen Organisationen, wie er beim Marsch für das Leben stattfindet, ist auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene möglich. Die ständigen Berichte über die abnehmende, ohnehin schon mangelhafte Abgrenzung der CDU gegen die AfD illustrieren dies deutlich. Wir haben den "Marsch für das Leben" also auch aufgehalten, um den Anfängen zu wehren. Unsere politischen Forderungen gehen aber darüber hinaus und treffen auch die gesamte Gesellschaft, denn auch in der bestehenden Gesellschaft sind reproduktive Rechte nicht garantiert, sind Frauen, Queers und Transpersonen nicht sicher. Auch jetzt, nach dem erfolgreichen Protest gegen den Marsch, sind unsere Forderungen weiterhin: Weg mit dem §218! Für einen sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen!“

Impressionen von Aktionen finden Sie unter dem folgenden Link:
https://we.tl/t-5TjDJwSM9B
Bitte geben Sie als Quelle unsere Pressesprecherin Luzie Stift an.
Presseanfragen an:
Luzie Stift
Pro-choice-koeln@riseup.net
+49 163 4674874