14.9.23: volkhoven/weiler: rassistische zensur gegen filmhaus

14. SEPTEMBER 2023

Kurzfristige Absage: Nach Open-Air-Screening von „Liebe, D-Mark und Tod” macht Bürgerverein von seinem Hausrecht gebrauch.
Pressemitteilung, 14.09.2023

Der Bürgerverein Volkhoven/Weiler v. 1955 e.V. entzieht dem Filmhaus Köln für Open-Air-Kino mit der Zielgruppe Jugendliche ab 14 Jahre die Nutzung seiner Fläche. Nach dem Screening von „Liebe, D-Mark und Tod“, einem für den deutschen Filmpreis nominierten Dokumentarfilm, kündigt der Verein die Kooperation kurzfristig auf. Als Grund führt er Sicherheitsbedenken ins Feld, der Film schüre Ressentiments gegenüber Deutschen.

Für die Abende des 5., 6. und 7. Septembers plante das Filmhaus Köln drei Open-Air-Filmvorführungen im Generationenpark in Volkhoven/Weiler. Die Idee für die Open-Air-Kinoabende stammte von Jugendlichen aus dem Stadtteil. Der Bürgerverein Volkhoven/Weiler war als Kooperationspartner mit von der Partie. Seine Beteiligung bestand aus der Zurverfügungstellung seiner von der Stadt gepachteten Fläche des Parks. Dies wurde dem Filmhaus Köln schriftlich zugesagt.

Die Vorführung von „Ask, Mark ve Ölüm / Liebe, D-Mark und Tod“

Am ersten Abend, noch während der Filmvorführung von „Ask, Mark ve Ölüm / Liebe, D-Mark und Tod“ äußerten sich Vertreter des Bürgervereins irritiert: Sie störten sich an der Ausrichtung des Films. Zudem gäbe es Beschwerden von Anwohner*innen. Der Film schüre Ressentiments gegenüber Deutschen.

Der preisgekrönte Dokumentarfilm erzählt die Geschichte türkischsprachiger Musikkultur in Deutschland von den 70er Jahren bis in die Gegenwart. Der Film war als bester Dokumentarfilm für den Deutschen Filmpreis 2023 nominiert. Jugendliche aus dem Stadtteil entschieden sich für den Film. Sie wählten drei Filme aus einer Vorauswahl des Filmhaus Köln aus.

Das Ende der Kooperation

Nach dem ersten Kinoabend rief der Vorsitzende des Bürgervereins am Folgetag bei den Projektverantwortlichen an und beendete überraschend die Kooperation. Die Sicherheitsbedenken seien zu groß, es gäbe Hinweise auf gewaltbereite Gegner*innen des Filmprogramms, es lägen Anzeigen gegen den Bürgerverein vor. Deshalb machten sie von ihrem Hausrecht im verpachteten Teil des Generationenparks Gebrauch und sagten die weiteren Durchführungen der Filmveranstaltungen im Park ab.

Filmabend verlegt

Die Polizei schätzte die Lage jedoch auf telefonische Rückfrage als unbedenklich ein. Eine Gefährdung läge nicht vor. Auch seien keine Anzeigen im Zusammenhang mit der Veranstaltung eingegangen. Für das Filmhaus liegen somit keine triftigen Gründe vor, die die so kurzfristige Absage der Kooperation und der Filmabende rechtfertigen. Die zwei weiteren Filmabende konnten ins Jugendzentrum „Die Villa“ verlegt werden. Die Jugendlichen nahmen dies irritiert zur Kenntnis. Auf den Vorschlag eines klärenden Gesprächs ging der Bürgerverein mit Verweis auf familiäre sowie berufliche Verpflichtungen nicht ein. Der Vorsitzende schrieb lediglich per Mail, er habe seine persönliche Auffassung deutlich erörtert.

Vera Schöpfer, Geschäftsführerin des Filmhaus Köln sagt: „Als Filmhaus Köln sind wir sehr bestürzt und beunruhigt über die Reaktion des Bürgervereins Volkhoven/Weiler v. 1955 e.V. „Liebe, D-Mark und Tod“ ist ein bedeutender deutscher Film. Er hat einen bisher wenig beachteten Teil deutscher Geschichte einem großen Publikum zugänglich gemacht. Der Park ist eine öffentliche Fläche und das Open-Air-Kino in einem demokratischen Verfahren im Stadtteil abgestimmt. Wir würden uns wünschen, dass die Stadt prüft, an wen sie dort ihre Fläche vergibt.“

Auch Éva Adorján, Geschäftsführerin des LATIBUL findet den Vorfall bedenklich: „Jugendliche müssen ihren Platz im öffentlichen Raum haben können. Unsere Projektreihe bietet ihnen Raum für Mitbestimmung und für mehr kulturelle Teilhabe. Demokratiebildung und Partizipation sind dabei wichtige Bausteine, die vom Bürgerverein Volkhoven/Weiler v. 1955 e.V. leider missachtet wurden.“

Die Kooperation im Detail

Das Filmhaus Köln wurde vom LATIBUL Theater- & Zirkuspädagogischen Zentrum beauftragt, ein Open-Air-Kino im Generationenpark für die Zielgruppe Jugendliche ab 14 Jahre umzusetzen. Finanziert wurde das Projekt aus Bundesmitteln. Bei der Beteiligung von Jugendlichen an der Filmauswahl kooperierte das Filmhaus Köln mit dem Kinder- und Jugendzentrum „Die Villa“ des SKM.

Pressekontakt: Laura Ludwig

buero@filmhaus-koeln.de

Tel. 0221-33770513

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