Marsch für den Arsch! Blockieren, aufmischen, zum Desaster machen. (Vorankündigung)
Der „Bundesverband für das Leben“ ruft für September diesen Jahres erneut zum sogenannten „Marsch für das Leben“ auf.
Christliche Fundamentalist:innen, das Erzbistum Köln, Teile der CDU, der AfD, sowie Neonazis und Burschenschaftler bilden als Akteure des gegenwärtigen gesellschaftlichen Rechtsrucks verschiedene Facetten eines reaktionären Weltbildes ab.
Die Veranstalter:innen versuchen sich mit Begriffen wie Lebensschutz Legitimität zu verschaffen, während sie tatsächlich faschistische und antifeministische Positionen zur Absicherung patriarchaler Herrschaft vorantreiben wollen und es dabei auf die Dezimierung reproduktiver und sexueller Selbstbestimmung und die Abwertung queerer Identitäten absehen.
Bereits vor ihrem ersten Versuch im vergangenen Jahr in Köln, sind sie bei der Verbreitung ihrer rechten, lebensfeindlichen Agenda in anderen Städten auf erheblichen Widerstand gestoßen und haben sich bei uns die nächste Klatsche abgeholt: Nur unter erheblichem Polizeischutz konnten sie den Kölner Heumarkt verlassen und sind dennoch nicht weit gekommen: nach knapp 30 Metern war Schluss – weder Abschlusskundgebung noch Gottesdienst konnten stattfinden.
An diesen Erfolg werden wir in diesem Jahr anknüpfen. Dass zwischen zwei Gebeten auch mal der Lautstärkeregler nach ganz rechts gedreht und zu Popmusik getanzt wird, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier keinesfalls um von Nächstenliebe bewegte Christ:innen handelt. Den Veranstalter:innen geht es darum, die historischen Errungenschaften sozialer Kämpfe von Frauen und Queers mit ihren reaktionären Positionen zu untergraben.
Vom Angriff auf erkämpfte Selbstbestimmung und reproduktive Rechte betroffen sind insbesondere Schwangere und ihr Recht Schwangerschaftssabbrüche vorzunehmen. Dass zu Maßnahmen zum real erforderlichen Kinderschutz – etwa Kindergrundsicherung, dem Ausbau von Kitaplätzen, den für Schwangere tödlichen Risiken selbst durchgeführter Abtreibungen oder von patriarchaler Gewalt – keine Rede ist, zeigt: Nach außen verklären sie ihr antifeministisches Weltbild, als ginge es um glückliche Kinder und Familien, dabei forcieren sie die Kontrolle nicht-männlicher Sexualität und ein traditionelles Frauenbild.
Frauen sollen entlang der patriarchalen Gesellschaftsstrukturen auf ihre vermeintlich naturgemäße reproduktive Funktion reduziert werden und so den kapitalistischen Normalvollzug ermöglichen. Außerdem werden queere Geschlechteridentitäten, Homosexualität sowie Lebensentwürfe jenseits heteronormativer Familienverhältnisse als krank und gesellschaftsgefährdend diffamiert.
Um sich gegen Kritik zu immunisieren, werden auch immer wieder die Anliegen von Menschen mit Behinderung instrumentalisiert. So werden Abtreibungen in einem Atemzug mit Euthanasie genannt, also gleichgesetzt mit der systematischen Ermordung von 100.000 Kindern mit Behinderung zur Zeit des Nationalsozialismus. Ihr revisionistisches Geschichtsbild verrät, dass es den selbsternannten Lebensschützern keineswegs um ein gutes Leben für Menschen mit oder ohne Behinderung geht. Vielmehr verklären sie die strukturelle Ausgrenzung durch fehlende Pflegestellen, mangelhafte Inklusionsangebote in Schulen und Kindergärten, sowie die ökonomische Ausbeutung in Behindertenwerkstätten und reproduzieren die Auswirkungen des Abbaus von Sozialleistungen innerhalb des kapitalistischen Patriarchats.
An lebensnotwendiger sozialer Infrastruktur, wie Frauenhäusern, in denen 2/3 alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern leben oder an Kitaversorgung, wird durch die neoliberale Agenda der letzten Jahrzehnte zunehmend gespart. Die Ampelregierung verschärft diesen Trend durch weiteren radikalen Sozialabbau, investiert in Rüstung statt in Soziales und liefert Einkommensschwächere einer strukturellen Verelendung aus, von der die extreme Rechte derzeit profitiert.
Auch dieses Jahr wollen wir diese menschenfeindliche Agenda nicht unkommentiert lassen und werden alles daran setzen, ihnen ein weiteres Mal den Marsch zu blasen.
Unser Kampf gegen Fundamentalismus und Faschismus bedeutet den Kampf für körperliche und sexuelle Selbstbestimmung.
Kampf dem Patriarchat und seinen Zumutungen in der kapitalistischen Gesellschaft.
Weg mit §218 – für legalen & sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen.
Kommt mit uns auf die Straße! 21.09.24 – Köln Deutz.