Gedenkstätte Brauweiler -

Datum: 
Samstag, 14. September 2024 - 10:30
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Sa. 14.09.24 | Gedenkstätte Brauweiler - Führung durch die neu konzipierte Dauerausstellung

Unsere dritte Fahrt in der Reihe „Gedenk- und Erinnerungsorte in NRW“ führt uns in die im Juni 2024 neu eröffnete Dauerausstellung der Gedenkstätte Brauweiler zwischen Köln-Lövenich und Pulheim. Sie dokumentiert die Geschehnisse der Jahre 1933 bis 1945 in der ehemaligen Arbeitsanstalt Brauweiler. Zugleich ist der Ort dem Gedenken an die vielen Opfer des Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus in Brauweiler gewidmet.

Der Besuch der Gedenkstätte gliedert sich in einen Rundgang über das Abtei Gelände, bei dem der Schwerpunkt auf der 1000-jährigen Geschichte der Abtei liegt. Anschließend führt uns Cornelia Breuer durch die neu konzipierte Ausstellung der Gedenkstätte, in der wir etwas über die Insassen:innen- und Haftgruppen in der Arbeitsanstalt und im Gestapo-Gefängnis erfahren. Abschließend wird die Zeit von der frühen Nachkriegszeit bis zur aktuellen Ausstellung beleuchtet.

Samstag, 14. September 2024 | 10:30 bis ca. 14:30

Anmeldung bis spätestens 11.09.2024 unter: info@jc-courage.de

Anmeldebestätigungen und weitere Infos werden von uns zugeschickt!

Wir treffen uns um ca. 9:30 Uhr an der Haltestelle Köln Weiden West und fahren gemeinsam mit dem Bus zur Abtei Brauweiler. Der Unkostenbeitrag beträgt 3-5€ nach Selbsteinschätzung.

Organisation: Jugendclub Courage Köln e.V.

Referentin: Cornelia Breuer (Gedenkstätte Brauweiler des LVR)

Euer Jugendclub Courage Team

Geschichte der Abtei Brauweiler von 1933-1945:

Die noch aus napoleonischer Zeit stammende Arbeitsanstalt diente der Unterbringung von Kleinkriminellen aus der Unterschicht, die nach Verbüßung einer kurzen Haftstrafe zur „Besserung“ durch Arbeit eingewiesen wurden. Ab 1933 wurden Randgruppen wie Bettler oder Alkoholiker als „Asoziale“ ausgegrenzt und als „Gewohnheitsverbrecher“ (1934) einer konsequenten polizeilichen Verfolgung ausgesetzt. Mit der Verschärfung des Prostitutionsgesetzes stieg auch die Zahl der eingewiesenen Frauen sprunghaft an. Auch nach dem Reichstagsbrand diente die Anstalt als provisorisches Konzentrationslager, in das politische Gegner nach der ersten Verfolgungswelle eingeliefert wurden. Nach der Auflösung 1934 wurden die verbliebenen Häftlinge, darunter viele Kommunisten, in andere Lager deportiert.

Eine weitere Gruppe von Verfolgungsopfern, deren Leidensweg über Brauweiler führte, waren die sogenannten Fürsorgezöglinge. Nicht die Fürsorge für die Zöglinge bestimmte den Umgang mit ihnen, sondern der Schutz der „Volksgemeinschaft“ vor ihnen. Viele dieser aus schwierigen Verhältnissen stammenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden in Brauweiler zwangssterilisiert. Die Radikalisierung der Gegnerverfolgung in der Kriegszeit machte auch vor Brauweiler nicht halt. Nach der Reichsprogromnacht 1938 nutzte die Gestapo die Anstaltsgebäude vorübergehend zur Inhaftierung von ca. 600 jüdischen Häftlingen, die wenige Tage später in das KZ Dachau deportiert wurden. Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Kriegsniederlage kam es zu den berüchtigten „Endphaseverbrechen“. Etwa 60 Mitglieder der „Action catholique“ (französische Seelsorger, die sich heimlich um die religiöse Betreuung der französischen Zwangsarbeiter in Deutschland kümmerten) wurden ab 1944 verhaftet, brutal misshandelt und anschließend nach Buchenwald deportiert.

Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 fanden unter dem Decknamen „Aktion Gewitter“ Massenverhaftungen statt. Die Gefangenen wurden in Brauweiler inhaftiert. Unter ihnen befand sich auch einer der bekanntesten Häftlinge von Brauweiler. Der ehemalige Kölner Oberbürgermeister und spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Berüchtigt für die niederträchtige Behandlung und Folter wurde das „Sonderkommando Küttner“, das nach der Ermordung des Kölner NSDAP-Ortsgruppenleiters Ende 1944 eingesetzt und in Brauweiler stationiert wurde. Ziel war die Verfolgung von Kölner Widerstandsgruppen, darunter auch unangepasste Jugendliche, die vielerorts im Rheinland und im Ruhrgebiet das Edelweiß als Erkennungszeichen verwendeten. Sie wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als „Edelweißpiraten“ bekannt. Mit den Angehörigen dieses Kommandos erreichte der nationalsozialistische Terror in Brauweiler seinen Höhepunkt. Ihre Opfer, darunter auch osteuropäische Zwangsarbeiter:innen, wurden in Brauweiler systematisch gefoltert, um „Geständnisse“ und weitere Namen zu erpressen. Etwa 20 von ihnen wurden vom Sonderkommando Küttner öffentlich hingerichtet. Etwa 30 weitere wurden in Brauweiler oder im Hof des EL-DE-Hauses in Köln ermordet.