Hyperkrieg und Öffentlichkeit
Derzeitige hybride Kriegsführungspraxen schließen zivile, öffentliche, unsere Informations- und auch unsere medialen Räume mit ein. Sie verwischen gezielt die rechtlichen und moralischen Grenzen zwischen Krieg und Frieden. Desinformations- und Propaganda-Kampagnen, die gezielte Einmischung in Wahlen und in politische Prozesse, KI-gestützte Targeting-Prozesse zum Aufspüren des „unknown known“ (D. Rumsfeld), u.s.w. Viele Elemente entwickelten sich aus Sicherheits-, Militär- und Big Data Logiken dieses Jahrtausends gleichermaßen heraus. Militärische Einheiten, Landeskriminalämter und Geheimdienste überwachen kontinuierlich unsere technologisierten Lebensräume, um „Gefährder“ zu errechnen oder potentielle Gegner und Terroristen unter uns algorithmisch zu erfassen. „Der Feind lebt im Inneren“, so Trump im Oktober. So auch Rumsfeld vor rund 20 Jahren. Es wundert nicht, dass das Konzept der Multi Domain Task Force (MDTF), in dessen Rahmen die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Wiesbaden geplant ist, eigentlich einem Konzept zur nationalen Sicherheit der US entspringt.
Der kurze Vortrag geht auf eine ganz spezielle Art von technisch erzeugter Dehumanisierung im Hyperkrieg ein und argumentiert, dass ein Schutz der Zivilbevölkerung nicht mehr gewährleistet werden kann. Täglich werden Zivilist*innen getötet. Überlebenden wird ein menschenwürdiges Leben unmöglich gemacht. Wer trägt die Verantwortung?
Christian Heck lehrt und forscht an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). Er promoviert zur sicherheitsbehördlichen und militärischen Nutzung künstlicher Intelligenz, wogegen er seit Jahren Stellung bezieht, u.a. im Rahmen des Forums InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF e.V.).