Die Dritte Welt im 2. Weltkrieg – Ausstellung und Veranstaltungen /Wuppertal

Datum: 
Dienstag, 8. April 2025 - 14:00
Ort: 
Wuppertal

Die Dritte Welt im 2. Weltkrieg – Ausstellung und Veranstaltungen

Veranstaltungsreihe: 80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus

8.4. bis 14.4.2025
BOB CAMPUS Nachbarschaftsetage Max-Planck-Straße 19, Wuppertal-Wichlinghausen

Öffnungszeiten:

8.4.2025 10-13 Uhr sowie 14-18 Uhr

9.4.2025-13.4.2025 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr

11.4.2025 10-13 Uhr sowie 14-17 Uhr

14.4.2025 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr

Wir bieten auch Führungen für Schulen, Lerngruppen etc. an.

(Terminabsprache über info@wuppertaler-widerstand.de)

Wusstet ihr schon, dass Europa vor 80 Jahren auch von marokkanischen, senegalesischen und brasilianischen Soldaten befreit wurde?

Wusstet ihr, dass im zweiten Weltkrieg über 30.000 Menschen als Kriegsgefangene und Zwangsarbeitende aus dem besetzten Europa und aus Nordafrika nach Wuppertal verschleppt wurden und unter elenden Bedingungen für Hitlers Krieg schuften mussten?

Kennt ihr den wichtigen Beitrag der Partisan*innen im Kampf gegen Nazideutschland und bei der Befreiung Europas?

Kennt ihr den Beitrag der Roma-Partisan*innen in der Jugoslawischen Befreiungsarmee?

Wir möchten die Geschichte des 2. Weltkrieges jetzt auch aus der Perspektive der afrikanischen und brasilianischen Soldaten, aus der Perspektive der griechischen und jugoslawischen, der Roma-Partisan*innen, der Kämpfer*innen der migrantischen Resistancegruppe FTP-Moi, ihrer armenischen, deutschen, jüdisch-polnischen und sogar kurdischen Kämpfer*innen und der Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangenen erzählen.

Schwerpunkt der Ausstellungs- und Veranstaltungsaktivitäten werden die Stadtquartiere Wichlinghausen, Oberbarmen und Heckinghausen sein. Mit unserem Angebot möchten wir gezielt
in diese Stadtteile hineinwirken. Hier leben seit vielen Jahrzehnten viele Migrant*innen, hier existieren migrantische Netzwerke, Netzwerke und Vereine, die von Menschen mit internationaler Familiengeschichte aufgebaut wurden.

Ein Teil dieser Communitys hat direkten biographischen Bezug zur Geschichte des 2. Weltkriegs, z.B. die griechischen Wuppertaler*innen, deren Familien
zum großen Teil aus den Gebieten in Nordgriechenland stammen, in denen die deutsche Wehrmacht und die Waffen-SS zahlreiche Massaker an der Zivilbevölkerung verübt und hunderte von Dörfern dem Erdboden gleichgemacht.

Die Wuppertaler*innen aus Nordafrika und aus Westafrika haben z.T. biographische Bezüge zu den Kolonialsoldaten, die auf Seiten Frankreichs gegen Nazi-Deutschland kämpften.

Auch die Wuppertaler Ukrainer*innen und Russ*innen, auch diejenigen aus der jüdischen Kultusgemeinde, haben in vielen Fällen eine (gemeinsame) Geschichte als Nachkommen von Rotarmist*innen, Zwangsarbeitenden und Kriegsgefangenen. Schließlich sind natürlich auch die leidvollen Familiengeschichten in den polnischen, italienischen, serbischen, albanischen und anderen migrantischen Familien zu würdigen, aber auch hier sind wir erst am Anfang einer erweiterten internationalen Erinnerungsarbeit.
Möglicherweise ist die Ausstellung und die erstmalige öffentliche Würdigung der "ausländischen" Soldaten und Partisan*innen eine kleine Chance endlich die migrantischen Wuppertaler*innen in die Erinnerungskultur bzw. in die "deutsche Geschichte" einzubeziehen, die in Wahrheit (nicht nur in Bezug auf die NS- und Kriegszeit) immer schon eine Weltgeschichte ist.
Darüber hinaus möchten wir Schulklassen und andere Lerngruppen zum (geführten) Ausstellungsbesuch auf den BOB-Campus einladen.
Gerade in den „globalisierten Klassenzimmern“ unserer Stadt könnte die Ausstellung eine Ergänzung und Bereicherung des Schulunterrichts sein.

Zur Ausstellung:

Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg
Ein vergessenes Kapitel der Geschichte

Millionen Soldaten aus Afrika, Asien und Ozeanien haben im Zweiten Weltkrieg gekämpft, um die Welt vom deutschen und italienischen Faschismus sowie vom japanischen Großmachtwahn zubefreien. Sowohl die faschistischen Achsenmächte als auch die Alliierten rekrutierten in ihren Kolonien Hilfstruppen und Hilfsarbeiter oftmals mit Gewalt. Hunderttausende Frauen waren Opfer sexueller Gewalt. Rekruten aus den Kolonien mussten sich mit weniger Sold, schlechteren Unterkünften und geringeren Kriegsrenten als ihre «weißen Kameraden» zufrieden geben. Weite Teile der Dritten Welt dienten auch als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet und vermint zurück.

Doch so gravierend die Folgen des Zweiten Weltkriegs in der Dritten Welt auch waren, in der hiesigen Geschichtsschreibung kommen sie nicht vor. Dies zu ändern ist das Ziel eines historischen Langzeitprojekts, mit dem das Rheinische JournalistInnenbüro in Köln im Jahre 1996 begann und das seit 2000 von dem gemeinnützigen Verein recherche international e.V. getragen wird. Auf der

Basis von zehnjährigen Recherchen in 30 Ländern entstand 2005 das erste deutschsprachige Buch zum Thema (nachdem vier Auflagen des Verlags Assoziation A vergriffen sind bietet die
Bundeszentrale für politische Bildung seit Ende 2014 eine ungekürzte und preisgünstige Paperback- Ausgabe).

Die Ausstellung besteht aus vier geografischen Kapiteln (zu Afrika, Asien, Ozeanien und Südamerika & Karibik) sowie aus zwei thematischen (zu „Judenverfolgung außerhalb Europas“ und „Kollaboration“).

An zehn Hörstationen berichten Zeitzeug:innen aus verschiedenen Kontinenten von ihren Kriegserfahrungen.
Drei Videostationen präsentieren „vergessene Befreier“ aus aller Welt, einen Animationsfilm über ein Verbrechen an Kolonialsoldaten in Westafrika
und Kriegserinnerungen von Migrant:innen aus Köln und Umgebung.

Veranstalter:innen: Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal in Kooperation mit Arbeit und Leben Berg-Mark, Jappoo e.V , Dunua e.V.

Mit Unterstützung des kommunalen Förderprogramms "Gemeinsam im Quartier", der Stiftung EVZ und der Stiftung "Orte der der deutschen Demokratiegeschichte"

Veranstaltungen:

9.4.2025 (Mittwoch) 19:00 Uhr BOB-Campus

Eröffnung mit den Historikern Cheikh Kane und Oliver Schulten - Musik von Etienne Eben Essian - Grußwort von Lamin Soumah
Vorstandvorsitzender Dunia e.V.

10.4.2025 (Donnerstag) 19:00 Uhr BOB-Campus

The Balkony – Memories of Occupation" (Der Balkon – Wehrmachtsverbrechen in Griechenland) Deutsche Kriegsverbrechen und Partisanenwiderstand im Epirus / Nordgriechenland

Griechischer Dokumentarfilm von Chrysanthos Konstantinidis

Einführung mit dem Historiker Stephan Stracke

11.4.2025 (Freitag) 19:00 Uhr BOB-Campus

FTP-Moi "Weder Arbeit, noch Familie, noch Vaterland" (Filmvorführung)

Die Überlebenden der "35. FTP-MOI-Brigade" (Francs-Tireurs et Partisans-Main d'oeuvre Immigrée) aus Toulouse berichten über die Résistance.

Sie waren Gymnasiasten, Studenten, Bauernsöhne, Arbeiter. Unter ihnen waren Juden, Ausländer und Kommunisten. Einige wurden in Frankreich geboren, andere in Polen, Ungarn, Rumänien, Italien, Spanien oder Brasilien. Im Jahr 1939 kannten sie sich noch nicht. 1943 bewaffneten sie sich in Toulouse gegen die Nazi-Besatzung und das Vichy-Regime. Hier erzählen sie ihre Geschichte.

12.4.2025 (Samstag) 15:00 Uhr Treffpunkt Bahnhof Wichlinghausen

Über den Kampf der Zwangsarbeiter*innen und Widerstandskämpfer*innen in Wichlinghausen.

Stadtteilspaziergang durch Wichlinghausen anschl. Besuch der Ausstellung im BOB-Campus.
(mit dem Historiker Stephan Stracke)

12.4.2025 BOB-Campus 19:00 Uhr
Tage des Ruhms (Indigènes) (Filmvorführung)

1943. In Europa tobt der 2. Weltkrieg. Vier junge Algerier ziehen in den Krieg um Frankreich von der Besatzung durch die Nazis zu befreien. Zusammen mit über 200.000 Kolonial-Truppen riskieren sie ihr Leben für ein Land, das sie nie gesehen haben. Die epische Reise führt Messaoud, Said, Abdelkader und Yassir von Afrika nach Italien, wo sie in den verlustreichen Schlachten von Monte Cassino ihre Feuerprobe bestehen müssen. Im Rahmen der Operation Dragoon landen sie anschließend in der Provence und befreien Marseille. Doch in den eigenen Reihen werden sie immer wieder diskriminiert und gedemütigt. Und so kämpfen die vergessenen Helden nicht nur für ein freies Europa, sondern auch für die eigene Anerkennung, Gleichbehandlung und Respekt. Im Elsass kommt es zu finalen Gefecht mit der Wehrmacht.

14.4.2025 17:00 Uhr Haupteingang Friedhof Varresbeck: Gedenkfeier zum 80. Todestag von Ahmed den M´Hamed, Kriegsgefangener aus Marokko.

Ahmed den M´Hamed starb am 14.4.1945, zwei Tage vor der Befreiung Wuppertals, im Lager Giebel.
Stellvertretend für weitere maghrebinische Kriegsgefangene, die in Wuppertal zur Arbeit gezwungen wurden und verstarben, möchten wir, gerne in Zusammenarbeit mit marokkanischen Vereinen ein Gedenkzeichen einweihen.

14.4.2025 19:00 Uhr BOB-Campus

Die vergessenen Befreier aus Marokko und dem Senegal

Unsichtbare und vergessene Geschichten aus dem 2.Weltkrieg.

Veranstaltung mit:
Karima Benbrahim (Düsseldorf): Maghrebinische Soldaten und Zwangsarbeiter*innen

Cheikh Djibril Kane (Wuppertal): Kolonialsoldaten aus dem Senegal

Karima Benbrahim ist Diplompädagogin und Konflikt Mediatorin. Sie leitet das „Informations- und
Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen“ (IDA-NRW) mit Sitz in
Düsseldorf. Sie ist Mitautorin von: Belyouaou, Mariam/Benbrahim, Karima (2023): In(visible) Stories.
Maghrebinische Zwangsarbeiter*innen in der NS. Zeit.

Cheikh Kane ist Historiker aus Wuppertal, er forscht u.a. zu Kolonialsoldaten aus dem Senegal.
Sein Urgroßvater kämpfte im ersten Weltkrieg auf französischer Seite.

16. April 1945 - Wuppertaler Befreiungstag

80 Jahre Hitler kaputt! 80 Jahre Befreiung vom Faschismus!

Dank an die alliierten Soldaten und Partisan*innen aus aller Welt!

ab 19:00 Uhr Färberei

Wuppertaler Befreiungsfest

Begrüßung: Prof. Heinz Sünker, Bergische Universität Wuppertal

Grußwort: Ruth Tutzinger, Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal (angefragt)

Adriano Paßquali Grußwort und Musik (angefragt)

Es sprechen:

Robert F. Teitel (Washington / USA) Holocaust-Überlebender

Miman Jasarovski: Mein Opa der Partisan. Roma in der jugoslawischen Partisan*innenarmee (angefragt)

Cheikh Kane: Die vergessenen Befreier aus Marokko und dem Senegal

Redebeiträge der Gäste aus Belgien und den Niederlanden

Konzert mit:

Orfeas

Clørix

Microphone Mafia