Immer noch? Schon wieder? (Ausgrenzung und Diskriminierung - statt Teilhabe)

Ich veröffentlichte schon mal einen Text zum Thema. Ich habe bezugnehmend auf die Berichterstattung der hiesigen Mainstream Medien, auch dem Westdeutschen Rundfunk, nicht den Eindruck das sich etwas ändern, etwas verbessern wird. Für die Menschen die sich im öffentlichen Raum aufhalten und dort leben. Natürlich weiß ich nicht wie ihr es seht. Aber ich kann mir nicht helfen und habe den Eindruck es geht Köln, vielleicht nicht allen, aber den meisten (der Gesellschaft, den Medien, der Verwaltung, der Kommunalpolitik, der Armutsindustrie) am Arsch vorbei. Das Schicksal der Menschen die mangels bezahlbarem Wohnraum für alle auf der Straße leben. Welche Bedarfe und Wünsche sie haben.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe veröffentlichten eine Pressemitteilung wie sie für mehr Sicherheit und Sauberkeit an den Haltestellen sorgen wollen. Randnotiz, dass die KVB Mitglied der Fachgruppe Wohnungslosenhilfe der Stadtarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenpolitik sind. Bemüht euch nicht in der Übersicht im Ratsinformationssystem der Stadt Köln zu suchen, ihr werdet nichts finden. In dem Zusammenhang muss man natürlich nicht nur die Frage nach der mangelhaften Transparenz stellen, vor allem warum in dem Gremium keine Obdach- und Wohnungslosen als Expert*innen in eigener Sache vertreten sind.

Mir ist, seit ich in Köln lebe, keine Sitzung des Sozialausschuss oder der Bezirksvertretung Innenstadt bekannt wo man, wann immer die Themen Obdach- und Wohnungslosigkeit auf der Tagesordnung standen, die Menschen um die es ging einlud, ihnen Rederecht gab. Bei Vertreter*innen von Bürgerinitiativen und -vereinen, der Sozialverwaltung oder der Armutsindustrie ist das kein Problem. Aber bei Obdach- und Wohnungslosen. Meiner Meinung nach würde das, selbst wenn man es tun würde, nichts ändern. Im Zeitraum zwischen Juni 2018 und Mai 2019 haben Streetworker*innen Obdachlose die in Köln leben interviewt. Die Ergebnisse der Befragung wurden in einem Streetwork-Abschlussbericht Juni 2018 - Mai 2019 zusammengefasst, der der Stadtarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenpolitik Anfang 2020 vorgelegt wurde. Hat sich etwas geändert? Wurde in den Unterkünften von Mehr-Bett-Zimmern auf abschließbare Einzelzimmer umgestellt? Gibt es mehr Unterbringungsangebote für obdachlose Frauen, obdachlose Paare, Obdachlose mit Hunden? Akzeptiert man (die Stadt Köln) alternative Wohnformen und unterstützt diese? Meines Erachtens nein.

Abschließen möchte ich mit einem Auszug aus dem Streetwork-Abschlussbericht (7. Wünsche und Verbesserungsvorschlag der Befragten an das Hilfesystem)

Wohnen
-Bei einem Wohnangebot nicht erst zum Amt zwecks Genehmigung und Kautionsübernahme. Stattdessen ein Kautionskonto, von dem man die Kaution direkt überweisen kann
- Freie Zimmer
- Mehr Sozialwohnungen für Alle. Nicht CDU wählen.
- Akzeptanz von alternativen Lebensentwürfen,
- einfacheren und direkteren Zugang zu Wohnraum
- Unterstützung bei der Wohnungssuche
- direkt als Obdachloser von der Straße aus und nicht nur über Männerwohnheim in Wohnraum
- nach Haftentlassung in eine Wohnung entlassen zu werden
- mehr Wohnraum
- Es sollte mehr Hilfe geben, eine Wohnung zu finden

Übernachten
- Einzelzimmer !!
- Schließfächer 24 Std. verfügbar
- Möglichkeit vom Besuch auf dem Hotelzimmer bei Tag und Nacht
- bessere Unterkünfte hinsichtlich Bausubstanz
- „Eine Tür, die ich hinter mir zumachen kann. Ruhe. Kommen und gehen können, wann ich möchte."
- Möglichkeit, z.B. eine Nacht mit Abmelden im Hotel nicht anwesend zu sein, ohne gleich das Hotelbett zu verlieren, ansonsten nimmt es einem die freiheitliche Lebensgrundlage und schneidet einem vom sozialen Leben ab
- Einzelzimmer im Hotel mit der Möglichkeit, seinen Hund mitzubringen
- „Die sollten mal mehr für die obdachlosen Frauen tun." Die Schlafstellen für Frauen, die es gebe, seien zu weit weg. Dorthin müssten sie mit dem Bus fahren, auch im Winter, wenn es früh dunkel wäre.

Haustiere
- „Die sollten was zum Schlafen machen, wo ich meinen Hund mitnehmen kann und wo der über Nacht bei mir bleiben kann. Und nicht so abgeschieden, dass man da abends auch gut hinkommen kann.“
- mehr Angebote für Menschen mit Tieren, die gemeinsam mit ihren Tieren leben / schlafen wollen
- Einzelzimmer im Hotel mit der Möglichkeit, seinen Hund mitzubringen

Hilfseinrichtungen
-SGB II in stationären Einrichtungen
- keine Taschengeldregelungen
- Die Einrichtungen sollten mehr darauf ausgelegt sein, den Leuten zu helfen und nicht als Geschäft

Allgemein
- unbürokratischer, nicht für alles erstmal einen Pass haben müssen
- mehr Angebote für Frauen
- mehr Unterkünfte für Pärchen
- Tagesgeld für Wanderer
- kostenlose Nutzung von öffentlichen Toiletten
- ein Obdachlosenärztehaus (gibt es in Berlin). Alle möglichen Ärzte für Obdachlose in einem Haus
- Bessere Sozialarbeiter

Autor_in: 
Experte in eigener Sache