Schicksal eines Obdachlosen mit Behinderung

Der Express veröffentlichte kürzlich einen Beitrag über einen Menschen mit Behinderung, der auf der Straße lebt. Wenn man auf die letzten Jahre zurückblickt ist das nicht der erste Artikel mit einem ähnlichen Schicksal. Im Beitrag wird erwähnt wo Obdachlose sich bei der Stadt hinwenden können und es wird die Information wiedergegeben, dass die Stadt Köln den Menschen bis zur Beendigung ihrer Notlage eine Unterkunft zur Verfügung stellt. Wobei das, mangels bezahlbarem Wohnraum für alle eine eher langjährige "vorübergehende" Unterbringung ist.

Besser wäre die Medien, auch der Express, würden konkrete Missstände benennen. Nicht nur die Versäumnisse der Sozialverwaltung der Stadt Köln, auch die Untätigkeit der politischen Gremien in den letzten Jahren. Um bei der Geschichte von Kay, den Menschen um den es im Beitrag des Express geht, zu bleiben. Da wäre zunächst die Zuständigkeit. Wenn er aus einem EU-Mitgliedsstaat kommt wäre die Notschlafstelle in der Vorgebirgsstraße die Anlaufstelle. Das heißt er müsste erst mal das Abenteuer Öffis auf sich nehmen. Die Einrichtung selbst hat wohl eine Rampe und auch die Duschen sind wohl barrierefrei, aber schlafen müssen die Bewohner*innen auf Feldbetten, zu dritt in einem Zimmer und die Türen sind ausgehängt.

Wäre die Situation, wenn er nicht Unionsbürger ist, besser? Nein. Zwar gibt es für Obdachlose aus Deutschland vergleichsweise mehr Unterbringungsangebote und diese müssen dort auch nicht auf Feldbetten übernachten. Aber die Barrierefreiheit ist in vielleicht nicht allen, aber den meisten beschissen, sprich nicht vorhanden. Wenn er darüber hinaus medizinische Betreuung benötigt müsste er zum Medizinischen Dienst des Gesundheitsamt, sich eine Krankenwohnung in einer Unterkunft zuweisen lassen. Deren Angebote decken die Nachfrage nicht.

Es ist leider wie so oft bei dem Thema eine wiederkehrende Berichterstattung, mit Null Informationswert. Statt zu recherchieren was die Sozialverwaltung der Stadt Köln, der Rat, der Sozialausschuss, also auch die dort vertretenen Parteien und Mandatsträger*innen, in den vergangenen Jahren unterlassen haben und warum und darüber zu berichten. Beziehungsweise was man tut um die Menschen so unterzubringen, dass dies menschenwürdig ist, sie selbstbestimmt leben und frei entscheiden können, bis der dringend benötigte bezahlbare Wohnraum für alle da ist. Die Medien müssen auch reflektieren was die Akteure der Armutsindustrie in den vergangenen Jahren versäumt haben. Schlussendlich bekommen diese in ihrer täglichen Arbeit mit Menschen die in Köln auf der Straße leben mit welche massiven Defizite es gibt und wo dringender Handlungsbedarf besteht.