Tihange 1 wird am Dienstagabend 30.9.2025 abgeschaltet!

Datum: 
Dienstag, 30. September 2025 - 21:00
Ort: 
AKW Tihange / andere Maas-Seite

Breaking News: Tihange 1 wird am Dienstagabend abgeschaltet!

Wir werden diesen wunderbaren Schlusspunkt nach mehr als zehn Jahren trinationalen Kampfes gegen die rissigen und überalterten belgischen Atomreaktorenen vor Ort feiern.

„Der Versuch der belgischen Regierung, im Frühjahr 2025 mit dem Betreiber Engie eine Laufzeitverlängerung für die Reaktorblöcke Tihange 1 und Doel 2 auszuhandeln, ist gescheitert“, so schrieb es die bundesweite Antiatomorganisation .ausgestrahlt in ihrem gestrigen Newsletter. Also gibt es nach dem langen Kampf mit 90 km Menschenkette von Tihange nach Aachen und der Übergabe von einer halben Million trinationalen Unterschriften an die Atomaufsicht (2017/2018) einen Grund zu feiern!

· Am Di, 30. September 2025 - 21:00 bis 23:59 AKW Tihange / andere Maas-Seite,
Quai de Compiegne
Angesichts von Tihange 1 (genauer Treffpunkt auf Anfrage)

Leider erfuhren wir das sehr kurzfristig – aber wir können noch spontan sein und auch Mitfahrgelegenheiten anbieten. 1 Flasche Sekt ist schon besorgt. Wir freuen uns auf weitere Mitstreiter. Zur „MfG- Börse“ anrufen unter +49 - 173- 704 3077 oder per Signal.
Wie kam es zu diesem bestmöglichen Ende?

Noch vor ein paar Monaten gingen Meldungen durch die Presse, dass die neue - nach rechts gerückte - Regierungskoalition in Belgien plant, die letzten Uraltreaktoren (Tihange 1 und Doel 2) über die geplanten Abschalttermine im Herbst 2025 hinaus weiterzubetreiben. Angeblich ging es darum, die Versorgungssicherheit im Land zu gewährleisten. Dass dies notwendig wäre, hatten wir schon bei unserer Veranstaltung im März 2023 mit detaillierten Recherchen zur Realität der belgischen Stromversorgung widerlegt, s. https://3rosen.eu/atomausstieg-in-belgien-kommt-die-kehrtwende/ .

Damals ging es darum, den ältesten Reaktoren eine befristete Laufzeitverlängerung zu geben, weil die jüngsten Reaktoren (Tihange 3 und Doel 4) längere Zeit ausfallen würden, weil für deren 10-jährigen Weiterbetrieb über 40 Jahre hinaus sicherheitstechnischen Nachrüstungen erfolgen müssten .

Das liegt jetzt hinter uns. Der Weiterbetrieb der jüngsten, oder besser: am wenigsten alten Reaktoren konnte trotz tausender Einsprüche (auch der Landesregierungen in NRW und Rheinland-Pfalz) im Rahmen der notwendigen europaweiten Umweltverträglichkeitsprüfung nicht verhindert werden. Die UVP Einsprüche erhielten schlicht keine öffentliche Beantwortung. Damit müssen wir leider leben und hoffen, dass nichts Gravierendes passiert. Aber wir werden wachsam bleiben.

In der Zwischenzeit verlief das trinational gemeinsam erkämpfte Abschaltprogramm nach Plan (Doel 3: Okt. 2022,Tihange 2: Feb. 2023, Doel 1: Feb. 2025). Nebenstehend: Ein kleiner Umtrunk zur Abschaltung des Rissereaktors Doel 3 im Okt. 2022, am Rande des F4F Streiks.

Dass danach nun doch die beiden letzten Methusalems des belgischen Atomparks nach Regierungsbeschluss weiterlaufen sollten, mochten wir nicht glauben. Denn: Innerhalb weniger Monaten deren Sicherheit und wahrscheinlich die notwendigen Nachrüstungen zu prüfen und eine länderübergreifende UWP durchzuführen, erschien uns nach Recht und Gesetz undurchführbar.

Wir erleben ein Dejavu

Wie schon in der letzten Phase des deutschen Atomausstiegs wollten deutsche Rechtsaußenpolitiker die Abschaltung der letzten 3 Reaktoren verhindern und scheiterten nicht zuletzt an dem Veto der Betreiber, die längst auf Rückbaukurs waren. Das unterscheidet große Konzerne, die lange gut verdient haben an ihrem atomaren Geschäftsmodell, von Politikern, die auf dem Weg nach Stimmenfang für die nächsten Wahlen, gerne ihre Fähnchen nach dem Wind einer vergesslichen (oder von den Medien irregeführten) Bevölkerung drehen. Wenn durch die Betreiber RWE & Co. Beschlüsse gefasst und ein neues (grüneres) Geschäftsmodell auf den Weg gebracht wurde, dann ist eine Kehrtwende zum Althergebrachten nicht mehr opportun, weil schlicht die (ausgedünnte) Belegschaft längst für den Rückbau geschult wurde.

Nebenbei: In Belgien war die zehnjährige Laufzeitverlängerung von den 40 Jahre „jungen“ Reaktoren (T3 und D4) nur möglich, weil eine neue Betreibergesellschaft gegründet wurde, an welcher der belgische Staat (finanziell) zur Hälfte beteiligt ist, um Milliarden in die Nachrüstung zu stecken.