Ausstellung Rojava: Krieg – Frieden & Revolte

Datum: 
Freitag, 2. September 2016 - 18:00
Kategorie: 

Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung "Back to Rojava"

Wir möchten mehr über die Organisierung der Kurdinnen und Kurden erfahren, über ihre Geschichte, ihre Inhalte. Wir fragen uns: Wir kennen den Wunsch nach gesellschaftlichem Sein, nach Mitbestimmung über unser Leben. In unserem Namen wird die türkische Regierung unterstützt, wird das Mittelmeer zum Friedhof, um „das reiche Land“ werden Zäune gezogen. Wieso können wir uns nicht organisieren? Wieso schreitet unsere Vereinzelung weiter voran? Rennen wir in die Konsumtempel, in der Hoffnung leben zu spüren? Wieso geht unseren Widerstandsbewegungen so schnell die Puste aus? Welche Ausgangssituation hat die kurdische Gesellschaft, welche Vorbilder? Können wir von den kurdischen Freundinnen und Freunden etwas abgucken?

Beide Veranstaltungen finden im Naturfreundehaus Köln-Kalk statt. Wir beginnen jeweils um 19.00, ab 18.00 Uhr gibt es Abendessen.

Eingeladen:
Reimar Heider Internationale Initiative „Freiheit für Abdullah Öcalan - Frieden in Kurdistan“
Rosa Bur¸c Politikwissenschaftlerin, Universität Bonn

ausführlicher Text:
Krieg – Frieden & Revolte
Zwei Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung

Was ist eigentlich los in der Welt? Spitzt sich die Situation immer mehr zu? Wie furchtbar ist
das Aufwachen aus unserem „privilegierten, reichen Leben“? Ist politische Geschichte immer ein Wechsel von Krieg, Frieden und Revolte?

Wir haben uns entschieden, die Ausstellung „Back to Rojava“ zu zeigen, weil wir die Menschen dort für ihre Kraft und Kontinuität, mit der sie für ein freies Leben kämpfen, achten und bewundern. Ein kleines Mädchen sagte bei der Wiedereröffnung seiner durch den IS zerstörten Schule in Rojava: „Wir wollen Englisch lernen um mit der Welt zu kommunizieren.“

Rojava liegt im Norden Syriens. Im Verlauf des Bürgerkriegs 2013 beschloss die Partiya Yekitiya Demokrat (PYD) gemeinsam mit der christlichen Suryoye Einheitspartei und weiteren Parteien im Norden Syriens eine Übergangsverwaltung aufzubauen, um den durch den Krieg entstandenen Missständen in Verwaltung und Versorgung der Bevölkerung zu begegnen. Im März 2016 rief eine Versammlung von kurdischen, assyrischen, arabischen und turkmenischen Delegierten eine autonome „Föderation Nordsyrien - Rojava“ aus. Sie versuchen das Leben auf eine neue politische und wirtschaftliche Grundlage zu stellen. Unter dem Begriff „Demokratischer Konförderalismus“ benennen sie ihre Grundprinzipien: Gleichberechtigung der Frauen, Religionsfreiheit und das Verbot der Todesstrafe. In Form einer kommunalen Ökonomie werden die wirtschaftlichen Grundlagen der Bevölkerung neu organisiert. Die Ressourcen der Gesellschaft sollen vermehrt werden, anstatt sie auszubeuten und zu zerstören.

Im Norden grenzt Rojava an die Türkei, an Nordkurdistan. Dort wütet das türkische Militär, versucht Präsident Erdogan mit allen Mitteln den Aufbau einer freien, antikapitalistischen Gesellschaft zu verhindern. Nicht nur, dass er und seine Gefolgsleute die Friedensgespräche mit der PKK abgebrochen haben und jede Kritik als terroristisch kriminalisieren – z. B. die Anklage gegen einen Journalisten der Zeitung Cumhuriyet, der Beweise für die Unterstützung des Islamischen Staates durch die türkische Regierung recherchierte und veröffentlichte. Gewählten Abgeordneten der HDP wurde die Immunität entzogen. Unter dem Deckmantel des „Kampfes gegen den Terror“ werden Ausgangssperren verhängt.

Nachdem kurdische Städte und Gemeinden in Nordkurdistan ihre Unabhängigkeit von der türkischen Zentralregierung erklärten, intervenierte die türkische Regierung militärisch: Ausgangssperren, der Revolte der Jugendlichen wird mit größter Grausamkeit begegnet, Städte werden dem Erdboden gleichgemacht, Hunderte Zivilisten ermordet. Das Personal der Gemeinden wird festgenommen und des „Terrorismus“ angeklagt. Die Institutionen, die der Bevölkerung nahestehen, der Bevölkerung gehören, werden beseitigt, um Städte und Gemeinden nach den Vorstellungen Erdogans auszurichten. Die Bevölkerung wird vertrieben und enteignet. So soll der Weg freigemacht werden für die Pläne Erdogangs: Die Ansiedlung ihm und „dem Türkentum“ ergebener Gefolgsleute – die er mit allen Vorzügen und Versprechungen kauft und aufhetzt.

Erdogans Putsch nach dem Putsch dient u. a. dazu, dieser Politik zum Durchbruch zu verhelfen. Die Verhängung des Ausnahmezustandes und Inhaftierung von tausenden Menschen seitdem deuten an, wohin es gehen soll.

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