Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Zentrale Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus in Köln
"Erinnern - eine Brücke in die Zukunft"
Seit 1996 der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, zum Nationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt hat, findet jedes Jahr in der Antoniterkirche die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt Köln statt. Jedes Jahr wird dabei an eine andere Gruppe von Menschen erinnert. 2005 wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt.
Donnerstag, 26. Januar 2023 -
18:00 bis 19:30 Uhr, Antoniterkirche, Schildergasse 57
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, anschließend Mahngang zum Bahnhofsvorplatz,
Veranstalter*innen: Projektgruppe Gedenktag (u.a. Friedensbildungswerk Köln),
Anmeldung erforderlich!
+++ Aufruf +++
Wir gedenken der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz
und der Millionen Opfer des Nationalsozialismus.
Fake News, Desinformation, Unterdrückung und Zensur von Fakten sowie Hetznachrichten sind ein
Mittel, politische Machtinteressen zu unterstützen und die Demokratie zu untergraben. Die Regeln
für die politische Propaganda der NSDAP werden in Deutschland schon früh in „Mein Kampf“
festgelegt. Die „Gleichschaltung“ der Massenmedien prägt nun die politische Öffentlichkeit, die Gesellschaft, die Kultur samt Sprache bis in die Wortwahl hinein. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Presse und Rundfunk.
Die meisten Zeitungen sind dem Nationalsozialismus gegenüber vor 1933 zwar zurückhaltend bis
feindlich eingestellt. Dennoch spiegelt sich die politische Radikalisierung und Polarisierung der
Gesellschaft immer deutlicher auch in der Presse wider. Die geachtete Kölnische Zeitung hat schon
vor 1933 ihre liberale Orientierung partiell aufgegeben. Örtliche Nazis fordern die Leser:innen auf, ihr
Abonnement zu kündigen und hetzen gegen eine angebliche finanzielle Abhängigkeit von jüdischen
Geldgebern. Viel Druck von außen ist nicht nötig. Auch der Verlag DuMont hält sich bald an die
Vorgaben der Nazi-Propaganda.
Die Redakteure, jetzt Schriftleiter, haben über die Inhalte einer Zeitung zu wachen. Sie müssen
„arischer Abstammung“ sein und sind verpflichtet, aus den Zeitungen alles fernzuhalten, was gegen
die sogenannte „Ehre und Würde eines Deutschen“ verstößt bzw. die deutsche Wehrhaftigkeit
schwächt.
Mit der Verordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28 2.1933, der sogenannten
„Reichstagsbrandverordnung“, wird u.a. das Grundrecht auf Meinungs- und Pressefreiheit außer
Kraft gesetzt. Reichsweit werden ca. 60 kommunistische und 135 sozialdemokratische Zeitungen
verboten. SA-Leute besetzen Druck- und Verlagshäuser. Chefredakteure wie Wilhelm Sollmann
werden verprügelt und verhaftet, Vermögen beschlagnahmt und Immobilien enteignet.
„Der Westdeutsche Beobachter“, 1925 als wöchentliches Parteiorgan der NSDAP gegründet,
entwickelt sich ab 1930 zur Tageszeitung. Als zweitgrößte NS-Zeitung im Deutschen Reich enthält
insbesondere sein Lokalteil antisemitische und antiziganistische Hetze.
Die Leserschaft wird mit Artikeln wie „Meidet jüdische Ärzte u. Rechtsanwälte“ oder „Der Unfug der
Wahrsagerei“ aufgewiegelt. Die Zeitung verbreitet Stereotype über die vermeintliche Boshaftigkeit,
Kriminalität und Primitivität der Sinti:ze und Rom:nja. Aber nicht nur der „Westdeutsche
Beobachter“, sondern auch die „Kölnische Zeitung“ reproduziert solche Lügen und Vorurteile bis weit
nach 1945.
Schon 1932 gerät die Westdeutsche Rundfunk AG ins Visier der rechten Presse. Sie habe sich zu einer
„Brutstätte pro-bolschewikischer Zersetzungsarbeit“ entwickelt, schreibt der „Westdeutsche
Beobachter“. Im Frühjahr 1933 beginnt eine Entlassungswelle, bei der der Intendant Ernst Hardt und
alle jüdischen Mitarbeiter:innen sowie sogenannte „politisch Unzuverlässige“ auf die Straße gesetzt
werden. Darunter ist auch die Radiopionierin Marie-Theres van den Wyenbergh, die von 1928 bis
1933 den Frauenfunk leitete.
Am Beispiel ihrer Sendereihe „Frauenstunde“ wird der große Verlust des anspruchsvollen Radio-Programms deutlich. Der Kölner Funk verkommt nach der Gleichschaltung durch die Nazis zu einer Propagandaveranstaltung mit Gute-Laune-Musik und gefälschter Kriegsberichterstattung.
Der Schwur der Überlebenden des KZ Buchenwald vom April 1945 ist immer noch aktuell:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt
des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
https://friedensbildungswerk.de/html/krieg.html#Auschwitzgedenktag