Klassenkampf und Protest im Iran

Datum: 
Sonntag, 26. Februar 2023 - 17:00
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Veranstaltung im Allerweltshaus am Sonntag, 26.02.23, 17 Uhr

Wie ist der Klassenkampf im Iran organisiert und wie beeinflussen sich die aktuelle Frauen*bewegung und die Arbeiter*innenbewegung gegenseitig?

Diskussionsveranstaltung mit Meisam Al-Mahdi, Aktivist der Arbeiter*innenbewegung der Stahlfabrik in Ahwaz (Khuzestan/Iran)

Wenn über die Arbeiter*innenbewegung im Iran oder anderswo gesprochen wird, gibt keinen einheitlichen Charakter der Klassenkämpfe: Oft spielen durch den Kapitalismus gegebene Privilegien in der Kategorisierung der Arbeiter*innen eine große Rolle bei der Frage, wer die Kämpfe mit welchen Mitteln und welcher Intensität trägt.

Die Arbeiter*innenschaft in der Stahlfabrik von Ahwaz (Provinz Khuzestan) ist segmentiert in unterschiedliche Stufen: Festangestellte, Leiharbeiter*innen, Werkvertragsarbeiter*innen. Durch diese Spaltungen wird auch die Ungleichverteilung von Privilegien zwischen Arbeiter*innen sichtbar.

Meisam Al-Mahdi war Arbeiter in einer Stahlfabrik in der Industriestadt Ahwaz (Provinz Khuzestan), wo ein Großteil der Gesellschaft Araber*innen sind, von denen auch viele in dieser Fabrik arbeiten. Persische Arbeiter*innen hatten dort meistens Privilegien, die arabischen Arbeiter*innen verwehrt blieben. Die Araber*innen werden außerdem vom Arbeitgeber gedemütigt, diskriminiert und für prekäre Arbeit eingesetzt. Diese Unterdrückung in Kombination mit
Ausgrenzungsmechanismen hat in der Stahlfabrik dazu geführt, dass sich arabische Arbeiter*innen nach und nach radikalisierten und sich für ihre Freiheit und Rechte gegen Ausbeutung und Rassismus organisierten.

Meisam Al-Mahdi als arabischer Fabrikangestellter beteiligte sich bis 2018 an der geheimen Selbstorganisierung der Arbeiter*innen in dieser Fabrik mit mehreren Tausend Beschäftigten. Viele wurden bei den Streiks damals entlassen, verhaftet, auch gefoltert und getötet. Nachdem Meisam mehrere Male festgenommen und bedroht wurde, gelang es ihm, den Iran zu verlassen und er lebt nun seit 2021 im Exil als Geflüchteter.

Meisam sieht im aktuellen Aufstand ein Resultat des revolutionären Frauenkampfes des globalen Südens, insbesondere in Rojava, im Sudan und in der Türkei. „Die Stimmen der unterdrückten Menschen sind die Stimmen aller Unterdrückten“. Er sieht in den Parolen der Straße die Ansammlung von verschiedenen Kämpfen der letzten Jahre gegen Ausbeutung, gegen die rassistische Spaltung und Unterdrückung ethnischer Minderheiten, für die Forderung nach einem menschenwürdigen Leben, nach ausreichend Wasser, nach Selbstbestimmung.

In Kurdistan, Belutschistan, Khuzestan erleben wir, wie große Teile der Bevölkerung seit Jahrzehnten von den iranischen Regierungen systematisch unterdrückt, geplündert und in die Armut getrieben werden.

Es geht um Phänomene zwischen dem Zentrum und der Peripherie im Iran und auch überall sonst. Wie können Privilegien, die der Kapitalismus geschaffen hat, aufgegeben werden? Wie können die Verbindungen der eigenen Kämpfe mit den emanzipatorischen Kämpfen von anderen begriffen und erfahrbar gemacht werden, sowohl im Iran als auch im globalen Kontext?

Wir freuen uns, euch am Sonntag, 26.02. um 17 Uhr im Allerweltshaus (Geisselstr. 3-5, Köln-Ehrenfeld) zu sehen, um mit Meisam über die Geschichte und den aktuellen Stand der Kämpfe im Iran sprechen zu können.