Der Name auf einer Liste. Adolf Hochberg – ein Warschauer Ghettokämpfer aus Köln
Vortrag von Knut Bergbauer
Adolf Hochberg (Mitte) mit seinen drei jüngeren Brüdern: Max (links), Willi und
Bernhard (rechts). Vor Adolf steht sein Cousin Bernhard Szleper, das Foto
entstand Mitte der 1930er Jahre. Max und Willi Hochberg wurden in Auschwitz
ermordet. Bernhard Hochberg und Bernhard Szleper überlebten.
Im Sommer 1943, wenige Wochen nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto, begannen
drei der überlebenden Anführerinnen des Aufstands: Yitzak Zuckerman, Zivia
Lubetkin und Marek Edelman, mit der Niederschrift einer Liste, die die Namen
aller ehemaligen Mitkämpferinnen ihrer Kampforganisation enthalten sollte. Sie
kamen auf 222 Kombattant:innen. Auf der Liste findet sich auch der Name von
Adolf Hochberg, einem deutschen Juden, der aus Leipzig stammen soll. Unlängst
hat der israelische Historiker Tom Navon in einem Aufsatz darauf hingewiesen,
dass jener Adolf Hochberg jedoch aus Köln kam.
Wahrscheinlich wurde er, zusammen mit seinem Vater, seinem Onkel und dem
jüngeren Bruder Bernhard, am 28. Oktober 1938 von Köln aus nach Zbąszyń abgeschoben.
Die Biographie Adolf Hochbergs ist, bis auf einige kleinere Annotationen und
Navons Aufsatz, bisher unerzählt. Die Veranstaltung möchte versuchen, sich
anhand weiterer Puzzleteile, dieser Geschichte zu nähern. Auch wenn Vieles, vor
allem auf Grund fehlender Quellen, nur angedeutet und vermutet werden kann,
lohnt es sich diese Fragmente einer Geschichte von Adolf Hochberg, dem
Warschauer Ghettokämpfer aus Köln, genauer anzuschauen. Eine Annäherung, in der
auch der Kontext der jüdischen Jugendbewegung in Deutschland und Polen im Focus
stehen wird.
Knut Bergbauer (Dipl.-Sozpäd.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des
DFG-Forschungsprojektes /“Zwischen Alijah und Flucht. Jüdische Jugendbünde und
zionistische Erziehung unter dem NS-Regime und im vorstaatlichen Israel zwischen
1933-1945/“. Seine Forschungsschwerpunkte sind die jüdische Jugendbewegung im
20. Jahrhundert sowie Geschichte der Arbeiterbewegung und des Widerstandes im
Nationalsozialismus in Deutschland.
Lern- und Gedenkort Jawne, Albertusstr. 26 / Erich-Klibansky-Platz, Köln (U: Appellhofplatz oder Friesenplatz)