Ein langer Kampf - Sexarbeit zwischen Anerkennung und Kriminalisierung
In der Sexarbeit zu arbeiten bedeutet, täglich Kämpfe um fundamentale Rechte und um Anerkennung austragen zu müssen. Berichte von Repression und Ausgrenzung begleiten die Geschichte der Branche und der in ihr tätigen Personen bis heute. Dabei führen offene Diskriminierung und gesellschaftliche Stigmatisierung zu reellem Leid und in letzter Konsequenz häufig zum Verschweigen der eigenen Erwerbstätigkeit, zu Doppelleben und der Angst, geoutet zu werden. Doch die gesellschaftliche Abwertung ist nur ein Teil der Schwierigkeiten, mit denen Sexarbeitende konfrontiert sind. Beinahe noch schwerer wiegen die strukturellen und rechtlichen Benachteiligungen und die Kriminalisierung von Sexarbeit.
So schreibt beispielsweise das im Jahr 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) für Sexarbeitende Zwangsberatungen beim zuständigen Gesundheitsamt und das dauerhafte Mitführen eines sogenannten „Hurenausweises“ vor.
Als wäre dies nicht genug, werden in jüngster Zeit – quer durch das politische Spektrum – Rufe nach noch schärferer Repression und nach vollständiger Illegalisierung von Sexarbeit laut. In sonst seltener Einigkeit fordern konservative Verbände und einige selbsterklärte Feminist*innen die Einführung des sogenannten „Nordischen Modells“. Dieses sieht vordergründig die Bestrafung von Kund*innen vor, lässt aber völlig außer Acht, welche fatalen Konsequenzen das Zurückdrängen von Sexarbeit in die Illegalität für Sexarbeitende hat. Über diese weitreichenden Folgen einer potentiellen Gesetzesverschärfung, über die aktuelle Rechtslage und über die praktische Beratungsarbeit im Verein Madonna e.V. berichtet Heike Köttner (Sozialarbeiterin und Leitung von Madonna e.V.) am 31.08.2021 um 20 Uhr.
Madonna e.V. – Verein zur Förderung der beruflichen und kulturellen Bildung von Prostituierten wurde 1991 von Sexarbeiterinnen und Sympathisantinnen als Selbsthilfeorganisation gegründet. In Tradition der europäischen Hurenbewegung setzt sich der Verein bis heute für die Entstigmatisierung und Entkriminalisierung von Sexarbeitenden sowie die Gleichstellung von Sexarbeit mit anderen Erwerbstätigkeiten ein. Diese Ziele werden durch die Einrichtung und den Unterhalt einer Beratungsstelle mit einem offenen Treffpunkt, Aufklärungs- und Lobbyarbeit sowie wissenschaftlicher Auswertung und Dokumentation der Arbeit auf diesem Gebiet umgesetzt.
Veranstaltungsort: Bücher_Ei/ Pflanzstelle, Neuerburgstraße, Köln-Kalk